giftige farben – wie nachhaltig ist unsere kleidung?
Eine Blue Jeans ist ohne Blau nicht denkbar, zur Hochzeit trägt man weiß und das „kleine Schwarze“ gilt als Klassiker – Farben sind aus der Mode nicht wegzudenken. Nur: Um die kräftigen Farbtöne zu erzielen, werden unzählige Chemikalien eingesetzt. Oftmals zum Leidwesen von Mensch und Umwelt.
Seit dem 19. Jahrhundert werden beim Färben von Textilien synthetische Farbstoffe eingesetzt. Seitdem ist es möglich, bei jedem Stoffballen zuverlässig das gleiche Farbergebnis zu erreichen, unabhängig von der verwendeten Faser.
Bei pflanzlichen Farben kann es dagegen zu Farbschwankungen oder fleckigen Ergebnissen kommen – das beinhaltet auch ein großes Risiko für den Hersteller und ist daher weniger attraktiv.
Gesundheitliche Risiken von synthetischem Färben
Synthetische Farben sind jedoch nicht ohne Risiko:
Von den rund 2.000 Azofarbstoffen, die im Farbmittelkatalog gelistet werden, gelten etwa 500 als krebserregend. In der Europäischen Union sind sie daher seit 1996 verboten – in vielen anderen Ländern nicht. Da sie günstig sind und für ein kräftiges Farbergebnis sorgen, werden sie u.a. in Asien häufig eingesetzt.
Zwar ist auch der Verkauf in der EU nicht gestattet; die Kontrolle erfolgt jedoch nur stichprobenartig. In rund 5% aller untersuchten Fälle können verbotene Azofarbstoffe nachgewiesen werden. Im Durchschnitt besitzt jede:r Deutsche 95 Kleidungsstücke; wer konventionelle Produkte kauft, hat also vermutlich 4 bis 5 Textilien im Schrank, die mit giftigen Chemikalien belastet sind.
Auch einige Dispersionsfarben sind gesundheitlich bedenklich: Sie können Allergien auslösen.
Neben den Chemikalien, die zum Färben verwendet werden, kommen sehr oft noch weitere Substanzen zum Einsatz: Als „Hilfs- und Ausrüstungsmittel für Textilien“ sind rund 7.000 von ihnen definiert, davon werden etwa 700 regelmäßig eingesetzt: Sie sorgen beispielsweise dafür, dass Kleidung auf dem Transport nicht schimmelt, Hemden und Blusen knitterarm bleiben und Farben nicht ausbleichen.
Die EU hat auch hier Verbote und Grenzwerte definiert, die jedoch immer wieder unterlaufen werden. Neben der krebserregenden Wirkung kommen teilweise Chemikalien zum Einsatz, die hormonell wirksam sind. Mögliche gesundheitliche Folgen können Unfruchtbarkeit, Nervenschädigungen oder Diabetes sein.
Krebserkrankungen und Umweltschäden durch synthetische Farben
Als Konsument:innen birgt konventionell gefärbte Kleidung ein gewisses Risiko für uns – viel gravierender sind jedoch die Auswirkungen in den Ländern, in denen unsere Kleidung hergestellt wird.
Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter, die mit dem Färben, Zuschneiden oder Vernähen unserer Kleidung beschäftigt sind, erfahren einen viel größeren Kontakt mit den gefährlichen Stoffen. Ihr Risiko, u.a. an Krebs zu erkranken, ist deutlich erhöht. So konnten Studien bereits einen Zusammenhang mit Todesfällen durch Leukämie und Brustkrebs, aber auch mit einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten feststellen.
Gleichzeitig leidet die Umwelt: In der Regel wird Garn gefärbt, in dem es in der – mit viel Wasser angesetzten – Farbe badet. Der Prozess benötigt bis zu 30 Liter Wasser pro Kilogramm Stoff. Entscheidend ist dabei ein gutes Wassermanagementsystem, um zu verhindern, dass die giftigen Chemikalien in umliegende Flüsse, Seen und das Meer gelangen – und gerade daran fehlt es in Asien oft.
Gelangt die umwelt- und gesundheitsschädigende Brühe in sauberes Wasser, kontaminiert sie noch deutlich größere Wassermengen und schädigt die dort lebenden Tiere und Pflanzen. Das betrifft auch die Menschen, die das Wasser als Trinkwasser nutzen oder vom Fischfang leben.
Schwarz ist besonders schädlich
Baumwollfasern sind von Natur aus weiß/hellgrau. Für helle Farben werden daher relativ wenig synthetische Farbstoffe benötigt; Kleidung in kräftigen Rot- oder Blautönen benötigen dagegen eine hohe Konzentration an Farbstoffen.
Am schwierigsten ist es, ein tiefes Schwarz zu erzielen. Dafür werden verschiedene Farbpigmente vermischt, die nur durch den großen Einsatz von Halogenverbindungen oder Schwermetallen überhaupt an die Fasern gebunden werden können. Schwarze Kleidung zieht also die größte Umweltbelastung nach sich.
Wer den Einsatz von umweltschädigenden Chemikalien und Farbstoffen nicht unterstützen möchte, sollte vor allem auf die entsprechenden Siegel achten: GOTS, IVN Best und Bluesign haben strenge Richtlinien, die den Einsatz von Giftstoffen während des gesamten Prozesses untersagen.
Ökotex 100 dagegen überprüft nur das Endprodukt: Gesundheitsschädigende Chemikalien können in der Herstellung zum Einsatz kommen, dürfen aber beim fertigen Produkt nicht mehr nachweisbar sein. Für uns, als Konsument:innen, ist das sicherlich gut – für Mensch und Umwelt im Globalen Süden nicht.
Checkliste – was kann ich tun?
- Erste Schritte:
- Textilien vermeiden, die als „knitterarm“, „bügelfrei“, o.ä. beworben werden – das ist nur mit besonders hohen Chemikalieneinsatz zu erreichen
- Helle Farbtöne bevorzugen
- Kleidung vor dem ersten Tragen waschen
- Am besten: Auf Siegel setzen, z.B.:
- IVN Best
- Bluesign
- Auch sehr gut: Gebraucht kaufen. Hier sind schädliche Chemikalien bereits ausgewaschen
- Weiter informieren: zum Beispiel bei Greenpeace oder dem Umweltbundesamt
Quellen anzeigen
https://www.lanius.com/de/blog/oekologisch-und-umweltschonend-faerben
https://uni.de/redaktion/farbstoffe-in-der-kleidung
https://www.vogue.de/mode/artikel/das-groesste-umweltproblem-der-modeindustrie-faerben
https://www.boell.de/sites/default/files/2019-11/Plastikatlas_2019_3._Auflage.pdf
https://www.greenpeace.de/sites/default/files/publications/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf