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7 schritte zum (nicht-)kaufen

Konsum

Egal, wie fair und bio etwas produziert wird – das nachhaltigste Produkt ist immer das, was gar nicht erst hergestellt wird. Welche Alternativen gibt es zum klassischen Shopping?

Frau mit Einkaufstaschen

Manche Menschen schaffen es, den Müll eines ganzen Jahres in einem kleinen Glas zu sammeln – so wenig fällt bei ihnen an. Ich finde das ganz fantastisch, bin aber selbst leider weit davon entfernt. Aber das heißt ja nicht, dass man es gar nicht erst versuchen sollte – jede eingesparte Verpackung, jeder Gegenstand, der nicht entsorgt werden muss, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und mein zu Hause gefällt mir auch besser, wenn es nicht vollgestellt und überladen ist. Also: Wie entscheide ich, was ich wo kaufe? Hier kommt die 7-Schritte-Anleitung!

Schritt 1: Brauche ich das wirklich?

Wir fangen mit einem (vermeintlich) einfachen Schritt an – der Überlegung: Brauche ich das wirklich? Falls wir diese Frage mit “Nein” beantworten können, ist das super! Dann haben wir gerade eine ganze Menge Geld, Zeit und Aufwand gespart (und zwar beim Kaufen, Putzen und beim Entsorgen!).
Bei der Überlegung könnte auch diese Studie weiterhelfen: Offenbar sind wir am glücklichsten kurz bevor wir einen Gegenstand kaufen. Sobald er dann in unserem Besitz ist, messen wir ihm weit weniger Wert bei. Nicht Kaufen macht also glücklich, sondern Kaufenwollen

Zwei Pullover auf einer Kleiderstange
Wie viel ist genug?

Manchmal ist es trotzdem schwierig, sich zu entscheiden. Dann kann es helfen, sich 72 Stunden Zeit zu geben. Wenn der Wunsch, sich diesen Pullover zu kaufen, dann immer noch genauso groß ist, ist es vielleicht doch ein Lieblingsstück, das uns lange Zeit begleiten wird.
Alternativ (oder ergänzend) können wir uns auch vornehmen, für jeden neuen Gegenstand einen alten zu entsorgen. Gibt es ein altes Kleidungsstück, das ich bereit wäre, für den neuen Pulli herzugeben? Oder gefallen mir eigentlich alle Dinge, die ich habe, besser als der?

Schritt 2: Habe ich das – oder so etwas Ähnliches – schon?

Das kann zum Beispiel bei Kleidung vorkommen: Wenn wir es uns recht überlegen, stellen wir fest, dass wir schon genug Pullis haben – da muss eigentlich wirklich kein neuer her. Aber auch bei Deko oder allerlei anderen Gebrauchsgegenständen kann das passieren.

Ein Einmachglas als Vase
Gläser umfunktionieren: Für selten genutzte Gegenstände findet sich oft ein Ersatz.

Okay, denkst du dir vielleicht, aber mein alter Sessel sieht nun wirklich nicht mehr gut aus! In diesem Fall kann es auch helfen, das Vorhandene wieder aufzuwerten oder zu reparieren. Sessel kann man neu polstern lassen, Massivholztische abschleifen, Küchenschränke neu streichen oder mit Folie bekleben.

Ganz oft tut es auch ein Ersatz, für den man nur etwas Kreativität braucht: Statt Geschenkpapier lassen sich wunderbar Zeitungspapier oder Stoffreste verwenden. Als Alternative zum Blumentopf sind eine alte Gießkanne oder Gummistiefel ein toller Hingucker. Und bei frischen Blumen lässt sich auch mal ein Einmachglas zur Vase umfunktionieren; mit ein paar Geschenkbändern oder Washi-Tape versehen, sieht das ganz genauso toll aus!

Schritt 3: Kann ich mir das ausleihen?

Es gibt viele Dinge, die wir gar nicht dauerhaft nutzen. Die meisten Bücher lesen wir nur einmal, deshalb sind Büchereien auch eine so tolle Erfindung. Eine Bohrmaschine nutzen wir nur 13 Minuten im gesamten Leben, und dennoch hat fast jeder Haushalt eine. Wie oft brauchen wir ein Zelt, einen Wagenheber oder dieses eine Brettspiel?

Ausleihen kann man bei Familie und Freunden, aber es gibt auch dann noch Möglichkeiten, wenn die Lieblingsmenschen zu weit weg wohnen: Immer mehr Leihläden und Leihräume eröffnen in den größeren Städten und helfen dabei, Staubfressern ein vorübergehendes zu Hause zu schenken. Ob Berlin, Stuttgart, Leipzig – wer sich informiert, entdeckt bestimmt auch einen Laden in der eigenen Nähe.

Alternativ gibt es aber auch Plattformen wie nebenan.de, die Menschen in ihrer direkten Nachbarschaft vernetzen. Das funktioniert wie ein lokales facebook und erweitert ganz einfach den Bekanntenkreis. Hier kann man schnell und einfach nach dem Wagenhber fragen und – wenn man mag und ein bisschen Glück hat – hilft der Besitzer oder die Besitzerin sogar dabei, die Reifen zu wechseln.

Schritt 4: Kann ich das gebraucht kaufen?

Wenn Leihen nicht klappt, ist Second Hand vielleicht eine Option. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Anbietern und Möglichkeiten:

KLEIDUNG

Bei Kleidung ist vinted (früher kleiderkreisel) bekannt und beliebt; dazu gehört nun auch mamikreisel, das sich auf Produkte rund um Mütter und Babys/Kleinkinder spezialisiert hat. Wer lieber offline shoppt (und somit auf Versand und Verpackung verzichtet), findet in den meisten Städten Second-Hand-Läden.

Eine Alternative ist beispielsweise maedchenflohmarkt.de.

Frau am Laptop
Eine Vielzahl an Online-Plattformen ermöglichen den Kauf und Verkauf von gebrauchten Gegenständen.

ELEKTRONIK (Handys, Laptops, Tablets, …)

Wer Elektronikprodukte sucht, kann sich nach Modellen umschauen, die “refurbished” wurden, also wieder aufbereitet. Professionelle Anbieter überprüfen die Geräte, tauschen Teile aus und vergeben erneut eine Garantie von zwei bis drei Jahren.

Persönlich haben wir schon sehr gute Erfahrungen mit AfB* gemacht (gibt es auch in Österreich: AfB AT*), die auch spezielle Angebote für Studierende haben (AfB Campus*). AfB ist gemeinnützig und mehr als 40 Prozent der Beschäftigten sind Menschen mit Behinderung. 

Andere Anbieter sind zum Beispiel ReBuy*, backmarket.deasgoodasnew.de* oder refurbed.de*.

BÜCHER UND CDs

Für Bücher und CDs gibt es die Webseite medimops* (wer seine Bücher an diese Plattform verkaufen will, kann das über momox* tun). Die Auswahl ist riesig und die Seite stellt sicher, dass die Qualität der Artikel in Ordnung oder sogar noch sehr gut ist.

PFLANZEN

Selbst für Pflanzen gibt es schon eine eigene Plattform: pflanzenkreisel.de ermöglicht das unkomplizierte Kaufen und Verkaufen von Garten- oder Zimmerpflanzen, Ablegern oder Samen.

ALLES

Über ebay kleinanzeigen kann man von Möbeln über Kinderwägen bis hin zu Sommerreifen so ziemlich alles finden.
Im direkten Dialog mit den Verkäufern kann man über den Preis diskutieren und besprechen, ob der Gegenstand postalisch verschickt oder abgeholt wird.

Wer einen facebook-Account hat, kann auch nach entsprechenden Gruppen suchen. In vielen Städten gibt es “Fairteiler” oder “Flohmärkte”. Die Suche nach ganz bestimmten Dingen ist meist etwas unübersichtlich, dafür kann man hier auch Glück haben und lokal eine neue Küche oder ähnlich sperrige Dinge finden, die man normalerweise nicht per Post verschicken mag.

Die Vorteile von gebrauchten Gegenständen sind klar: Sie sind bereits produziert und es fallen keine neuen Emissionen und Ressourcen für ihre Herstellung an. Für mich als KäuferIn ist der Artikel in aller Regel deutlich günstiger als eine Neuanschaffung. Und: Ich bekomme ein Unikat, einen Gegenstand mit Geschichte. Gerade alte Möbel können über die Zeit an persönlichem Wert gewinnen und eine Wohnung aufwerten. 

Schritt 5: Kann ich das selber machen?

Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die ich nicht second hand kaufen kann – aber selbst herstellen!

Kosmetika wie Gesichtspeelings, Reinigungsmittel (z.B. diesen DIY: Essigreiniger mit Orangenduft) oder Seife – es gibt eine Vielzahl an Dingen, die man ohne Aufwand oder Spezialwissen umsetzen kann. Das hat eine ganze Reihe von Vorteilen: Ich kann oft Dinge aufbrauchen, die ich ohnehin zu Hause habe, spare damit eine Menge Verpackung und Ressourcen und meistens sogar Geld. Und: Selbstgemachtes ist oft das schönste Geschenk! 

Schritt 6: Gibt es das auch in nachhaltig?

Wenn es schon ein Neukauf sein soll, dann möglichst für eine Produktvariante, die nachhaltig ist. Idealerweise erfüllt der Artikel also folgende Kriterien:

Nudeln im Glas
Unverpackt einkaufen – eine nachhaltigere Variante.
  • umweltschonend und sozialverträglich produziert
  • langlebig
  • ressourcenschonend im Verbrauch
  • gut zu entsorgen (kompostier- oder recyclebar)

Alle vier Dinge in Einklang zu bringen, ist meist schwierig; wenn es nicht möglich ist, gilt es abzuwägen. Aber oft lassen sich doch sehr gute Alternativen finden, die definitiv besser als ihre Konkurrenten sind: Etwa Rasierhobel statt Einwegrasier und die Menstruationstasse* statt Binden und Tampons. Oder grün produzierte Büroartikel, wie hier von memolife*. Oder Lebensmittel im Unverpackt-Laden statt im normalen Supermarkt.

Schritt 7: Wenn du neu kaufst, dann vor Ort!

Du bist alle Schritte abgelaufen und trotzdem zu dem Schluss gekommen, dass es dieses neue Produkt jetzt sein muss? Dann kannst du jetzt nur noch eine Sache tun: Deine lokalen Händler unterstützen!

Spätestens in der Corona-Krise ist den meisten Menschen klar geworden, dass der Einzelhandel vor Ort ein ganz wichtiger Bestandteil unseres Alltags ist. Statt also online einzukaufen, kannst du zunächst einmal prüfen, ob es nicht auch eine Möglichkeit in deiner Stadt gibt: Lokale Buchhandlungen, Elektrofachgeschäfte oder Spielwarenläden – vielleicht kommst du bei deinem nächsten Einkauf ohnehin daran vorbei. Damit unterstützt du nicht nur deine Nachbarn, sondern verringerst auch die Transportwege und -kosten (vorausgesetzt, du bist ohnehin in der Innenstadt unterwegs).

FAZIT

Es gibt viele Wege, nachhaltig zu konsumieren: Ob selber machen, upcyclen, gebraucht kaufen – die Alternativen zum klassischen Click-and-Buy machen Spaß und können richtig was bewirken. Ganz konkret sparst du dabei:

  • Geld (dann ist mehr da für echte Herzenswünsche)
  • Ressourcen (bei der Produktion und Nutzung)
  • Müll (bei der späteren Entsorgung)
  • Aufwand (zu pflegen, waschen und  putzen)

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