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Ist kaffee nachhaltig und fair?

Ernährung,  Konsum

Vom seltenen Genussgetränk zum Hauptnahrungsmittel: Der Guten-Morgen-Kaffee ist für viele Menschen nicht aus dem Alltag wegzudenken. Während unser Konsum jährlich steigt, verdienen die Kaffeebäuerinnen und -bauern immer weniger daran. Woran liegt das?

Kaffeetasse mit Kaffeebohnen

Kaffee und das Müllproblem

Kaffee und Nachhaltigkeit – viele Menschen denken dabei v.a. an die unzähligen to-go-Becher, die oft mit Plastik verkleidet werden und schon nach kurzer Lebenszeit entsorgt werden.

Oder aber an die Kaffeekapseln und -pads, die ebenfalls massiv zum Müllproblem beitragen. Sie bestehen in der Regel aus Aluminium, was in der Herstellung sehr viel Energie benötigt. Jedes Jahr entsorgen wir Deutschen rund 3,5 Milliarden Kaffeekapseln (Stand: 2018).

Viele Verbraucher:innen haben jedoch nicht im Blick, unter welchen Bedingungen Kaffee produziert wird.

Kaffeekonsum in Deutschland

Weltweit steigt der Konsum von Kaffee seit Jahren an. Deutschland ist dabei einer der wichtigsten Absatzmärkte. 2017 lag der deutsche Konsum pro Person bei 162 Litern – also fast einem halben Liter täglich. Nicht einmal Mineralwasser wird hierzulande in diesen Mengen getrunken. 

Kaffeetasse mit Herz
Kaffeetrinken ist für viele Menschen ein wichtiges Ritual.

Wir trinken Kaffee zu Hause, am Arbeitsplatz und im Café – und unterscheiden dabei stark, wie viel Geld wir dafür auszugeben bereit sind. Zwar wird der allergrößte Teil des Kaffees im Einzelhandel verkauft (und somit zu Hause getrunken), dort achten die meisten Menschen jedoch auf einen sehr geringen Einkaufspreis. 61% des Kaffees, der im ersten Halbjahr des Jahres 2019 verkauft wurde, war zu diesem Zeitpunkt im Angebot.

Gleichzeitig sind wir bereit, im Café viel Geld für eine Tasse Kaffee auszugeben. Insgesamt bezahlen wir deshalb sogar mehr Geld für Kaffees außer Haus als für jene zu Hause – obwohl wir den Löwenanteil (zwischen 65 und 80%) in den eigenen vier Wänden konsumieren.

Davon profitieren Starbucks und Co. Sie bedienen eine steigende Nachfrage, während gleichzeitig die Einkaufspreise für Rohkaffee sinken.

Wie wird Kaffee angebaut und produziert?

Ein Großteil des weltweiten Kaffeeanbaus erfolgt auf den Plantagen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern; es gibt aber auch größere Plantagen mit Lohnarbeiter:innen. Insgesamt leben mindestens 25 Millionen Familien vom Eigenanbau bzw. der Lohnarbeit auf den Plantagen; also mindestens 60 Millionen Menschen.

Der Anbau von Kaffee ist pflegeintensiv. Die Pflanze mag weder Temperaturschwankungen noch zu viel Sonne oder starken Wind. Sie muss monatelang reifen, ehe die Früchte geerntet werden können. In einer Kaffeekirsche befinden sich zwei Samen – eben jene Kaffeebohnen.

Pflege und Ernte findet meist von Hand statt: Das liegt unter anderem daran, dass Kaffeeplantagen oft auf unebenem Gelände angelegt werden, auf denen Maschinen nicht arbeiten können.
Ein anderer Grund liegt bei der Pflanze selbst: Da die Früchte nicht alle gleichzeitig reif sind, zieht sich die Ernte über zwei bis drei Monate. Alle 8-10 Tage arbeiteten sich die Bäuerinnen und Bauern erneut durch die Plantage, um die nun nachgereiften Früchte zu ernten.

Anschließend werden die Kaffeebohnen vom Fruchtfleisch befreit, teilweise fermentiert, und zum Schluss getrocknet.

Die weitere Verarbeitung – das Rösten – findet anschließend in den Vertriebsländern statt.

Sinkende Preise für Kaffeebäuerinnen und -bauern

Im Jahr 1989 zerbrach das weltweite Kaffee-Abkommen, nach immerhin drei Jahrzehnten. Es sollte für stabilere Preise sorgen, und tatsächlich fiel der Preis für Rohkaffee direkt nach Beendigung des Abkommens in den Keller. Im Schnitt hatte der (inflationsbereinigte) Kaffeepreis zwischen 1960 und 1989 etwa doppelt so hoch gelegen wie in den letzten 30 Jahren.

Zu einem weiteren Preisverfall tragen folgende Entwicklungen bei:

Die zwei Hauptanbauländer für Kaffee sind Brasilien (v.a. mit der Sorte Arabica) und Vietnam (v.a. mit Robusta) – zusammen produzieren sie etwa die Hälfte des weltweit exportierten Kaffees.

Kaffeefrüchte am Strauch
Reife Früchte der Kaffeepflanze

Brasilien hat es in den letzten 20 Jahren geschafft, seine Preise zu senken – und übt durch seine Marktstellung somit einen großen Druck auf andere Anbauländer aus. Was Brasilien jedoch unterscheidet, sind u.a. die Hochebenen, auf denen der Anbau möglichst ist. Da sie relativ eben sind, ermöglichen sie den Einsatz von Maschinen.Das senkt die (Lohn-)Kosten deutlich.
Gleichzeitig konnte eine Abwertung des brasilianischen Reals gegenüber Euro und Dollar dazu beitragen, die Preise weiter zu reduzieren.

Auswirkungen der niedrigen Kaffeepreise

ungeröstete Kaffeebohnen
Ungeröstete Kaffebohnen

Da Kaffee hauptsächlich in Ländern wächst, die ohnehin ein niedriges Lohnniveau haben, sind weitere Preissenkungen gravierend. 

Die Mehrheit der Kaffeebäuerinnen und -bauern kann ihre Kosten nicht mehr decken und lebt unterhalb der Armutsgrenze.

Das bedeutet konkret: Diese Menschen wissen nicht, ob sie sich in der Zukunft genug zu Essen leisten können. Kinderarbeit nimmt zu, weil sich die Eltern keine Erntehelfer:innen leisten können. Die medizinische Versorgung wird schlechter, der Zugang zu Bildung erschwert. Einige Kaffeebäuerinnen und -bauern müssen ihre Plantagen aufgeben und abwandern.

Auch der Klimawandel trägt zur angespannten Situation bei: Steigende Temperaturen sorgen für mehr Schädlinge und Ernteausfälle, die Anbaukosten steigen. In manchen Regionen wird kein Kaffeeanbau mehr möglich sein, so dass sich die Produktion verlagern muss. Das wiederum hat Waldrodungen zur Folge.

Der Markt konzentriert sich

Für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern selbst ist es sehr schwierig, etwas an ihrer Lage zu ändern; zumal sich die Handel- und Rostfirmen in den letzten Jahren stetig konzentriert haben: Inzwischen gibt es nur noch wenige große Firmen, die den Markt dominieren.
Zu den drei größten Unternehmen, die 35% des weltweit gehandelten Kaffees vermarkten, gehören JAB, Nestlé und Lavazza/Keurig. JAB ist eine deutsche Holding und besitzt u.a. Senseo, Jacobs und Kaffee Hag.

Die gleiche Konzentration auf wenige Marktteilnehmer findet im Handel statt. Das größte Unternehmen, mit etwa 10 % des weltweit verkauften Kaffees, ist die deutsche Neumann Kaffee Gruppe. Eigentlich nicht überraschend ist es daher, dass Deutschland – ohne Kaffee selbst anzubauen – der weltweit drittgrößte Kaffeeexporteur der Welt ist! Der „deutsche“ Kaffee stammt hauptsächlich aus Brasilien und Vietnam und wird in andere europäische Länder weiterverkauft.

ZWISCHENFAZIT

Kaffee ist ein Alltagsprodukt geworden; während wir für das “Erlebnis Kaffee mit Freunden” viel Geld ausgeben, sparen wir am morgendlichen Kaffee zu Hause.

Obwohl die Nachfrage global steigt, kämpfen die Bäuerinnen und Bauern mit immer weiter sinkenden Preisen und dem Klimawandel.

Jetzt weiterlesen: Was können wir tun? 5 Tipps für nachhaltigen Kaffee-Konsum!

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